Die Zahnbürste

- oder: wie das Suchen ein Ende fand

„Ich suche jemanden für ein Abenteuer, das bestanden sein will, und es ist außerordentlich schwierig, jemanden dafür zu finden.“ – Während Gandalf dies zu Bilbo spricht sitzen Zwei vor dem Fernseher. Die Nacht ist nicht mehr ganz jung. Eigentlich wäre es Zeit, sich in Richtung Schlaf aufzumachen. Aber da wartet ja noch ein Abenteuer.

Es ist nicht der erste Abend, an dem die Zwei so nebeneinandersitzen. Eigentlich kennen sie sich schon seit Jahren. Ihr erstes Zusammentreffen, ausgelöst von einer E-Mail, fand bereits mehr als 5 Jahre zuvor statt. Schon bei diesem bemerkten beide eine gewisse Lust auf gemeinsame Abenteuer. Aber wie könnte sich der jeweils andere denn interessieren? So sehr, wie man selbst doch Nerd ist und damit eher wenig beziehungsfähig.

Und so entstand über die Jahre erstmal eine Art Arbeitsverhältnis. Gemeinsam andere aus- und fortbilden, das klappt zusammen. Es ist halt einfach auch praktisch jemanden in der Nähe zu haben, der ähnlich tickt und verlässlich ist. Soweit die Logik. Und irgendwie hält man sich doch diese Abenteuerlust warm, die schon anfangs zu verspüren war.

Bis, ja, bis beide niemand anderen finden (oder suchen?), der mit ihnen ins Kino geht. Joker, Originalton, mit Joaquin Phoenix. Sie bleiben nun einmal Nerds. Daher gibt es im Kino für beide noch ein Paar Socken mit Joker-Motiv. Und während dies auch nicht der erste gemeinsame Kinobesuch ist (auch Logan: The Wolverine haben beide schon gemeinsam gesehen), ist es doch anders.

Nach dem Kino wird noch lange miteinander gesprochen. Über Dies und Das und jenes. Und es kommen erste Planungen auf, doch auch mal gemeinsam Zeit zu verbringen – nicht nur für das Arbeitsverhältnis, sondern auch mal privat. Die Abenteuerlust regt sich. Doch bleiben beide Nerds. Und so richtig daran glauben, dass auf der anderen Seite auch eine Abenteuerlust vorhanden ist, das kann keiner der Zwei.

Und wie es bei Abenteuer-lustigen so ist, bedarf es einer adäquaten Ausstattung für etwaige Abenteuer. So ging es eines Spätnachmittags zum Wanderschuh-Kauf – gemeinsam mit noch einem Dritten, dem Fred, der auch Wanderschuhe brauchte. Dieser nutzte anschließend den gemeinsamen Döner-Verzehr dazu, beiden mal ins Gewissen zu reden.

Passenderweise hatten die Zwei für den Abend noch Theaterkarten. Vor der Vorstellung tauchte plötzlich die Frage auf: „Ist dies ein erstes Date?“ Die Antwort darauf wurde allerdings zunächst vertagt. Nach dem Theaterbesuch beschloss man gemeinsam: Dies war ein erstes Date.

Und so folgten einige weitere, zumeist abendliche Treffen – schließlich hatten beide ja auch noch ihrer Arbeit nachzugehen. Diese Treffen begannen meist mit einem gemeinsamen Hundespaziergang und setzten sich in einem abend- bis nächtlichen Film-Schauen fort. Aufgrund des Vorhandenseins eines Hundes und einem günstigeren Fernseher-Sofa-Abstand fanden diese Treffen für gewöhnlich in Sebastians Elternhaus statt. Und sie endeten damit, dass sich die Frage stellte, ob man doch gemeinsam die Nacht verbringen würde.

Und hier kommt ins Spiel, wie das Suchen ein Ende fand.

Gemeinsam eine Nacht zu verbringen scheiterte an immer derselben Sache: einer Zahnbürste. Sobald die Überlegung kam, die Nacht gemeinsam zu verbringen, erfolgte die Feststellung, dass die Eine von den Zwei keine Zahnbürste dabeihatte – und daher wieder in die eigenen 4 Wände zurückmusste.

Über Wochen zog sich in Ermangelung der Zahnbürste der Zustand, dass der Eine die Eine wieder nach Hause brachte und beide schließlich den Rest der Nacht allein verbrachten. Eine zusätzliche Zahnbürste sollte daher jeder im Haus haben.

Wie kamen die Zwei nun da heraus?

„Ich suche jemanden für ein Abenteuer, das bestanden sein will, und es ist außerordentlich schwierig, jemanden dafür zu finden.“ – Während Gandalf dies zu Bilbo spricht sitzen Zwei vor dem Fernseher. Die Nacht ist nicht mehr ganz jung. Eigentlich wäre es Zeit, sich in Richtung Schlaf aufzumachen. Aber da wartet ja noch ein Abenteuer.

Denn in der Nacht passiert etwas Besonderes: Es klingelt das Telefon. Und es ruft zum Ehrenamt – gemeinsam mit noch einem Dritten, dem Ditzi, eine Corona-Hilfslieferung vom Flughafen Düsseldorf nach Paderborn zu bringen und zu verteilen.

Und so verbrachten die Zwei ihre erste Nacht gemeinsam – mit Ditzi – in einem DRK-Fahrzeug auf wenige Kartons mit Masken, Kitteln und, und, und wartend – ganz ohne Zahnbürste.

Und bereits am nächsten Abend, als die Zwei wieder spät beieinandersaßen, beschlossen sie, dass der Eine seine Zahnbürste einpackt und sie gemeinsam die nach bei der Einen verbringen.

Und so – mit Zahnbürste – fand das Suchen ein Ende.